Damit Jugendliche bereits während der Schulzeit eine Vorstellung davon erhalten, was in den über 130 Ausbildungsberufen im Handwerk alles möglich ist, muss die Berufsorientierung ausgeweitet werden. Das sogenannte Berufsabitur soll Hochschulreife und Berufsausbildung vereinen. Die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, Niedersachsen, Sachsen und Nordrhein-Westfalen testen seit letztem Jahr das Berufsabitur, das der ZDH mit der Kultusministerkonferenz entwickelt hat. Hier machen Jugendliche in vier Jahren nicht nur das Abitur, sondern zugleich eine Ausbildung.
Nach den Vorstellungen des Zentralverbands soll es zudem mehr duale Studiengänge geben, bei denen Auszubildende ihren Gesellenbrief und einen akademischen Abschluss erlangen können. Denn oft decken die erlangten Fähigkeiten während einer Ausbildung nicht mehr die tatsächlichen Anforderungen im heutigen Berufsleben ab. Dies ist besonders in technisch ausgeprägten Berufen der Fall, wo z.B. die Digitalisierung immer mehr technisches Wissen voraussetzt, das einem Ingenieur gleicht. Es müsse auch mehr triale Studiengänge geben, bei denen junge Menschen zusätzlich den Meisterbrief erlangen können.
Das Pilotprojekt „Berufsabitur“ ist ein Ansatz, Jugendliche frühzeitig an die Berufe heranzuführen und ihnen Hochschulreife und Praxisnähe zugleich zu ermöglichen. Auch Jugendliche, die einen geringeren Schulabschluss anstreben, sollten frühzeitig Einblick in die Berufe erhalten – durch mehrere Praktika und die Motivation anhand erfolgreicher Beispiele. Grundsätzlich sollte ihnen aber vermittelt werden, dass sie – ganz gleich, welches Bildungsniveau sie haben – damit keine Entscheidung fürs Leben treffen, sondern nur für den jetzigen Zeitpunkt. Eine Ausbildung bildet lediglich das Fundament für die berufliche Karriere. Danach können sie immer noch entscheiden, ob sie den Meister machen, ein Unternehmen gründen oder ein Studium anschließen.