Die Corona-Krise 02

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Wie gehen Betriebe mit der Krise um?

Wie gehen Betriebe mit der aktuellen Situation um?

Im SHK-Betrieb von Hubert Rautenberg sind Kurzarbeit und Soforthilfe bisher noch kein Thema: „Um das Infektionsrisiko zu minimieren, haben wir aber die Arbeitszeiten geändert. Wir arbeiten derzeit 4 Tage die Woche 1,25 Stunden länger und lassen stattdessen den Freitag als Arbeitstag ausfallen. Dies minimiert den Kundenkontakt um 20 % in der Woche.“ Für den täglichen Kundenkontakt habe er die Mitarbeiter eindringlich in die Schutz- und Hygienemaßnahmen unterwiesen. Einmal-Handschuhe und einfache Masken sind vorrätig. Ähnlich ist es im Elektrobetrieb von Marcel Schmitt. Neben Handschuhen und Schutzmasken helfen in seinem Betrieb Wasserkanister auf jedem Firmenfahrzeug sowie Seife zum Händewaschen für die nötige Hygiene. Kurzarbeit ist auch dort noch kein Thema, wenngleich er den Antrag sicherheitshalber gestellt hat: „Das war wichtig, um rasch reagieren zu können. Denn auch bei uns wurden Projekte verschoben. Daher haben wir auch die Soforthilfe für unseren Betrieb beantragt. Dies lief sehr unkompliziert und rasch ab. Nach jetzigem Stand gehen wir aber davon aus, dass alle Projekte doch noch in diesem Jahr umgesetzt werden können, sodass keine Umsatzeinbrüche zu erwarten sind.“

Die Soforthilfen sieht Hubert Rautenberg kritisch, da er mit negativen Folgen rechnet, wenn es möglicherweise zu Rückzahlungen kommt: „Ich erwarte dann die zweite finanzielle Engpasswelle. Zudem werden etliche Betriebe ohne Rücklagen zahlungsunfähig sein.“ Eine ähnliche Meinung teilt Schornsteinfeger Christoph Schäfer: „Die Hilfspakete sind mit Sicherheit eine gute Sache und können dem einen oder anderen kurzfristig helfen. Aber ob es auf lange Sicht dazu beiträgt, den Betrieb aufrechtzuerhalten, bleibt abzuwarten.“ Als Schornsteinfeger hat er kaum mit negativen Folgen der Krise zu kämpfen: „In meinem Betrieb werden weiter Arbeiten durchgeführt, allerdings natürlich unter besonderen Bedingungen. Ich generiere weiterhin meine Umsätze und habe wirklich nur ganz vereinzelt Aufträge, welche später nachgeholt werden.“ Da er und seine Mitarbeiter täglich in der Wiesbadener Innenstadt direkt in die Wohnungen der Kunden müssen, informieren sie diese schon in den Anmeldungen über entsprechende Maßnahmen: „Wir betreten keine Wohnung mehr ohne einen entsprechenden Mundschutz und waschen uns so oft als möglich unsere Hände. Auch der entsprechende Abstand zu unseren Kunden wird gewahrt und eingehalten. Darauf weisen wir auch immer wieder hin, wenn der eine oder andere das nicht so eng sieht. Wir bitten unsere Kunden dann sofort wieder Abstand zu halten, um einfach das Risiko einer Infektion so gering wie möglich zu halten.“

Vorsorglich einen Antrag auf Kurzarbeit gestellt haben auch viele andere Innungsbetriebe: „In Krisenzeiten ist es wichtig, Weitsicht zu beweisen. Dies haben unsere Betriebe getan. Viele haben den Betriebsablauf und die -organisation angepasst und beispielsweise vorsorglich Kurzarbeit angemeldet. Allerdings mussten die wenigsten bisher dazu übergehen. Das Gefühl, die aktuelle Situation aktiv mitgestalten und steuern zu können, gibt einen gewissen Grad an Zuversicht“, so der Geschäftsführer der Innung für elektro- und informationstechnische Handwerke Frankfurt Mirko Krebs. „Generell befindet sich das E-Handwerk wie auch das SHK- und Schornsteinfegerhandwerk in einer besonderen Lage. Während das Friseurhandwerk beispielsweise seine Arbeit komplett einstellen musste, sind unsere Dienstleistungen quasi systemrelevant. Ohne Stromversorgung etwa ist unser Leben kaum denkbar. Dies spiegelt sich auch in den Mitgliedszahlen wider. Bislang hat die Innung keinen Austritt erlebt, der auf einer Geschäftsaufgabe wegen der Corona-Krise beruht“, ergänzt Mirko Krebs.

Eine starke Gemeinschaft: Die Innungen sind für ihre Betriebe da

Solidarität und Gemeinschaftlichkeit sind derzeit wichtiger denn je. In Betrieben wie dem von Hubert Rautenberg steht dies an oberster Stelle: „Wir stehen das gemeinsam durch und die Reaktion unserer Mitarbeiter ist darauf sehr positiv.“ Häufig stärken Krisen und Notsituationen den Zusammenhalt in einer Gemeinschaft und führen zu positiven Effekten. Christoph Schäfer etwa beobachtet jeden Tag, wie sich Menschen gegenseitig helfen und unterstützen. Für ihn wäre es wünschenswert, wenn dies auch in der Zeit nach der Krise fortgesetzt würde.

Mindestens genauso wichtig wie der Zusammenhalt innerhalb des eigenen Betriebes, ist der Zusammenhalt unter allen Betrieben im Handwerk. Die Mitgliedschaft in einer Innung zahlt sich gerade jetzt aus. Um denjenigen zu helfen, die nahezu keine Aufträge mehr haben, bietet die Innung SHK Frankfurt einen internen Stellenmarkt an. Dort können sich Betriebe, die zu wenig Arbeit haben, und solche, die zu viel haben, gegenseitig mit dem „Ausleihen“ von Fachkräften unterstützen – ohne Abwerbung natürlich. „Wir haben bereits sehr viel positive Resonanz dazu von unseren Betrieben erhalten. Aktuell hat sich ein Innungsbetrieb gemeldet, der sofort einige Gesellen (Anlagenmechaniker SHK) entleihen würde, wenn bei einem anderen Innungsbetrieb akuter Personalbedarf besteht“, erzählt uns Obermeister Peter Paul Thoma.

Im Elektrohandwerk ist der Zusammenhalt in diesen Tagen ebenfalls zu spüren: „Die Unsicherheit ist eine der größten Sorgen, die die meisten Betriebe umtreibt. Da ist es gut zu wissen, Teil einer starken Gemeinschaft zu sein. Wir haben von vielen Unternehmern erfahren, dass sie derzeit mehr denn je im Austausch mit Innungskollegen stehen. Dabei beraten sie sich beispielsweise gegenseitig, welche Maßnahmen sie für den Schutz der Mitarbeiter umgesetzt haben.“, erklärt Innungsgeschäftsführer Mirko Krebs. „Und wir als Innung stehen den Betrieben natürlich auch für ein persönliches Gespräch zur Verfügung. Oftmals hilft das schon, um ein wenig Beruhigung und Sicherheit wiederzufinden. Wie bereits erwähnt: Die Gewissheit, sich in einer starken Gemeinschaft zu befinden, mit der man sich austauschen kann und die sich auch gegenseitig unterstützt, hilft enorm.“

Um etwa zu vertragsrechtlichen Fragen im Zusammenhang mit Corona zu unterstützen, hat die Innung SHK gemeinsam mit einem Rechtsanwalt Ende April ein Webinar angeboten, dass von den Mitgliedern sehr gut angenommen wurde; weitere werden möglicherweise folgen.

Darüber hinaus versenden alle Innungen regelmäßig die wichtigsten Infos, Hinweise und Antragsformulare an ihre Mitglieder. Der Fachverband Elektro- und Informationstechnik Hessen/Rheinland-Pfalz hat eigens für die Mitglieder eine Webseite mit wichtigen Infos, Ansprechpartnern und Rufnummern sowie einen Downloadbereich zur Corona-Krise eingerichtet. Auch die Handwerkskammer Frankfurt Rhein-Main berät und berichtet kontinuierlich über aktuelle Entwicklungen rund um das Thema. Wichtige Links und Ansprechpartner finden Sie in der Randspalte.

Zukunft

Wie sich die wirtschaftliche Lage in den nächsten Wochen und Monaten entwickelt, kann niemand genau sagen. Und die Gefahr, dass durch die Lockerungen eine zweite Infektionswelle aufkommt, besteht weiterhin. Es bleibt damit eine Gratwanderung zwischen Gesundheitsschutz und Wirtschaftserfordernissen. Die Innungen des Handwerks hoffen jedoch, dass es zeitnah wieder bergauf geht. „Mit der nötigen Disziplin aller Marktbeteiligten sollte bald eine stückweise Erholung und Normalität einkehren. Denn im Handwerk ist es ähnlich wie in der Gastronomie: Das Schnitzel, das heute nicht verkauft wird, wird nach der Krise nicht doppelt verkauft, und die Arbeiten, die jetzt liegen bleiben, können bei der ohne Krise sowieso starken Auslastung des Handwerks nicht doppelt nachgearbeitet werden“, so Obermeister Peter Paul Thoma. Hubert Rautenberg geht sogar von einem Bereinigungseffekt „im überhitzten Handwerkerkreis und dem Fachkräftemangel“ aus. Er schätzt, dass die Krise noch bis Ende des Jahres andauern wird. Ferner befürchtet er, dass die Urlaubspläne aller geändert werden müssen und die Mitarbeiter möglicherweise keinen Urlaub nehmen möchten, wenn sie nicht ins Ausland reisen dürfen.

Wie sich die Situation tatsächlich entwickelt, bleibt abzuwarten – auch ob die Vorgaben in den Schulen und Geschäften ordnungsgemäß umgesetzt werden konnten, ohne dass die Zahl der Infektionen wieder steigt.

Beitrag 3: Was jetzt wichtig ist

Geänderte Arbeitszeiten reduzieren im Betrieb von Hubert Rautenberg den Kundenkontakt um 20% in der Woche.

 

 

Projekte verschoben

“Auch bei uns wurden Projekte verschoben. Nach jetzigem Stand gehen wir aber davon aus, dass alle Projekte doch noch in diesem Jahr umgesetzt werden können, sodass keine Umsatzeinbrüche zu erwarten sind.“
Betriebsinhaber und Obermeister der Elektroinnung Frankfurt, Marcel Schmitt

Schornsteinfeger Christoph Schäfer und seine Mitarbeiter sind täglich in der Wiesbadener Innenstadt tätig. Ihre Kunden informieren sie schon in den Anmeldungen über entsprechende Schutz- und Hygienemaßnahmen.

Die Mitgliedschaft in einer Innung zahlt sich aus

Die Innung SHK Frankfurt bietet einen internen Stellenmarkt für Betriebe an, damit sich diese in der Krisenzeit gegenseitig mit Fachkräften unterstützen können – ohne Abwerbung natürlich. Bei Interesse, senden Sie eine E-Mail an: info©shk-frankfurt.de

 

„Wir haben bereits sehr viel positive Resonanz dazu von unseren Betrieben erhalten.“
Obermeister der Innung SHK Frankfurt, Peter Paul Thoma

"Unsere Betriebe haben viel Weitsicht bewiesen und ihren Betriebsablauf und die -organisation angepasst. Einige Betriebe haben vorsorglich Kurzarbeit angemeldet, es mussten aber zum Glück nur die Wenigsten dazu übergehen.”
Geschäftsführer der Innung für elektro- und informationstechnische Handwerke Frankfurt Mirko Krebs