Hohes Maß an Wohlbefinden
Handwerker sind überdurchschnittlich zufrieden mit ihrem Leben: 89 Prozent der Handwerker ordnen sich hier im oberen Bereich ein, im Bevölkerungsdurchschnitt sind es nur 69,9 Prozent.
iNews⟩Fokusthemen⟩Nachwuchs im Handwerk
Körperliche Arbeit macht krank? Von wegen. Aktuelle Zahlen zeigen: Handwerker sind gesünder und zufriedener als der Durchschnitt der Bevölkerung. Dementsprechend selbstbewusst präsentierten sich die Gewerke beim diesjährigen Tag des Handwerks. Und nicht nur dort standen die positiven Aspekte von handwerklicher Arbeit im Fokus: Auch eine Talkrunde im Hessischen Rundfunk nahm den Termin zum Anlass, mit weitverbreiteten Vorbehalten aufzuräumen.
#Handwerk tut gut. Das Motto des Tags des Handwerks 2025 war gleichermaßen unaufgeregt wie selbstbewusst – und passt in dieser Form zu allen beteiligten Branchen. Außerdem unterstreicht es die Ergebnisse einer aktuellen Studie der IKK Classic. Demnach lässt sich das Klischee des körperlich wie psychisch permanent überlasteten Handwerkers zu weiten Teilen widerlegen. Die Umfrage im Rahmen der Studie weist sogar in die gegensätzliche Richtung:
85 Prozent der Handwerker bewerten ihren Gesundheitszustand als gut bis sehr gut – in der deutschen Gesamtbevölkerung sind es lediglich 69,9 Prozent. Noch deutlicher zeigt sich der Unterschied bei der Lebenszufriedenheit: 89 Prozent der Handwerker ordnen sich hier im oberen Bereich ein, im Bevölkerungsdurchschnitt sind es nur 69,9 Prozent. Dies deutet bereits die höhere psychische Widerstandsfähigkeit an: Während sich 65 Prozent der Handwerker resilient fühlen, liegt der Wert in der gesamten Bevölkerung bei niedrigeren 59,6 Prozent.
Und das kommt nicht von ungefähr. Vor allem das überdurchschnittliche Maß an körperlicher Bewegung im Arbeitsalltag gilt als entscheidender Schlüssel. So sind sitzende Tätigkeiten in Büroberufen der Regelfall, im Handwerk hingegen sind sie eine Ausnahme. Laut Umfrage arbeitet nur ein knappes Drittel der im Handwerk Beschäftigten die halbe Arbeitszeit oder länger im Sitzen.
Auch dies spiegelt die Realität im Handwerk wider: Unter den 20- 29-jährigen Handwerkern liegt der Krankenstand laut Statistik bei 5,6 Prozent – und damit unterhalb der quer durch alle Berufsgruppen errechneten 5,9 Prozent. Und auch im höheren Lebensalter schneiden Handwerker tendenziell eher besser ab als der Durchschnitt. Daher ist es gar nicht so verwunderlich, dass vier von fünf Befragten gerne bis zum Renteneintritt in ihrem Handwerksberuf bleiben wollen.
In diesem Zusammenhang widerlegt die Studie auch gleich ein weiteres Klischee: Burger und Bier kommen bei vielen handwerklich tätigen Menschen durchaus auch mal auf die Speisekarte (der Alkohol natürlich erst nach Feierabend!). Doch generell herrscht im Handwerk ein tendenziell hohes Gesundheitsbewusstsein. So achten mehr als 25 Prozent immer und knapp 40 Prozent meistens auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung.
Die Studie verweist allerdings auch auf bestehende Herausforderungen. Viele Betriebsinhaber etwa klagen über hohen, 15 Prozent sogar über sehr hohen Stress. Dieser Wert liegt deutlich über dem von Angestellten mit 6,6 Prozent. Doch es gibt Strategien, wie sich aktiv gegensteuern lässt.
Die HWK zeigt beispielhaft, was umfassende Prävention bedeutet. Seit neun Jahren sind präventive Ausgleichsübungen fester Bestandteil der Ausbildung. Azubis lernen von Anfang an, sich ergonomisch und gesund zu bewegen. Im Programm „Handwerk macht Schule“ bietet die HWK in Kooperation mit Krankenkassen Workshops zu
an.
Doch nicht nur das: Das Team darf sich in den Mensen an Wasserspendern kostenlos eine Erfrischung zapfen, dafür hat man die Preise für zuckerhaltige Getränke angehoben. Besonders vorbildlich: Seit 2024 ist vollwertiges Essen für alle Auszubildenden kostenlos und für alle anderen preisgünstiger zu haben als die weniger gesunden Alternativen.
All das dreht die öffentliche Wahrnehmung bereits in eine positive Richtung. Umso provokanter wirkte der Titel des Talks „Hilfe, mein Kind wird Handwerker!“: Initiiert von der Handwerkskammer Frankfurt zusammen mit dem Hessischen Rundfunk, hat dieser einen Blick auf gesellschaftliche Erwartungen und spannende Karrierechancen im Handwerk geworfen. Dabei wurde diskutiert, warum eine Ausbildung im Handwerk oft nur als Plan B betrachtet wird, obwohl das Handwerk zukunftsorientierte Perspektiven und Stabilität bietet. Doch tatsächlich gelang es in der Diskussion, das Handwerk als zukunftsweisend zu präsentieren. Das Credo: Schufterei war gestern, heute haben Digitalisierung, technischer Fortschritt und moderne Arbeitsmittel viele Berufe grundlegend verändert.
Teilnehmende des Talks waren die Frankfurter Stadtschulsprecherin Anna Russom, der Zimmerermeister und ehemalige Student Jens Schirmer-Arendt, die Berufswege-Spezialistin Dr. Lydia Malin, der Leiter des Gymnasiums Riedberg, Helmut Kühnberger, sowie HWK-Präsidentin Susanne Haus.
Der Talk richtete sich an Eltern, Lehrkräfte und Jugendliche und hat Klischees rund um das Handwerk hinterfragt. Zur Hörfassung gelangen Sie durch Klick auf den Button rechts.
Das Handwerk fördert die Gesundheit, stiftet Sinn und macht zufrieden – deutlich mehr, als man gemeinhin vermutet. Von dieser Entwicklung profitieren nicht nur die Beschäftigten, sondern die gesamte Branche. Vielleicht findet man im Handwerk nicht immer den sprichwörtlichen goldenen Boden, mit Sicherheit aber eine großartige Zukunft.
85 Prozent der Handwerker bewerten ihren Gesundheitszustand als gut bis sehr gut. Die gesamte Studie der IKK Classic gibt es hier.
Handwerker sind überdurchschnittlich zufrieden mit ihrem Leben: 89 Prozent der Handwerker ordnen sich hier im oberen Bereich ein, im Bevölkerungsdurchschnitt sind es nur 69,9 Prozent.
Ein zentrales Element rund um den Tag des Handwerks ist ein 25-minütiges Talkformat mit der Journalistin und Fernsehmoderatorin Tessniem Kadiri. Sie spricht mit vier Handwerkerinnen und Handwerkern über persönliche Erfahrungen.
Was müssen wir in Deutschland tun, um Handwerksberufe attraktiver zu gestalten? Diese und weitere Fragen beantwortete der Talk „Hilfe, mein Kind wird Handwerker!“