Nachwuchs im Handwerk 03

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Gut vorbereitet in die Ausbildung starten

Anfang September gingen die Welcome-Tage der Frankfurter Elektroinnung in die nächste Runde – und erweist sich längst als Erfolgsmodell. Mit 21 teilnehmenden Neu-Azubis verzeichnete die zweitägige Veranstaltung 2025 einen neuen Rekord. „Das Seminar existiert seit vier Jahren und war noch nie so voll gewesen“, berichtet Geschäftsführer Mirko P. Krebs. Kein Wunder, dass sich auch andere Branchen für das Konzept interessieren.

Strukturierte Vorbereitung statt Reibungsverluste

Diese Herausforderung kennt nicht nur das Elektrohandwerk: Vielen jungen Menschen fällt der Übergang von der Schule ins Berufsleben nicht leicht. Doch fachliche Lücken, zuweilen auch Defizite bei Sozialverhalten und Motivation sind für die Auszubildenden wie für die Betriebe gleichermaßen problematisch. Die Welcome-Tage sollen potenzielle Konfliktstellen entschärfen und den Ausbildern mehr Raum für die fachliche Vermittlung geben.

Das sind die zentralen Bausteine:

  • Tag 1: Motivationstraining zur Senkung der Abbruchquoten, lernpsychologisches Training, Arbeitssicherheit und Berichtsheftführung
  • Tag 2: Konflikttraining, Nachhilfeangebote und erstmalig eine Lernstandserhebung

„Die Jugendlichen bilden ein verschriftlichtes Versprechen mit sich selbst, wie sie die Ausbildung angehen wollen, und unterzeichnen es“, erklärt Krebs das besondere Motivationskonzept. Beim Konflikttraining am zweiten Tag gehe es darum, „sich möglichst geräuscharm in den Betriebsablauf und die -strukturen einzufügen“.

Die persönliche Wertschätzung wird dabei besonders unterstrichen: „Nicht selten wird sich mal eine halbe Stunde Zeit genommen, um den Teilnehmern vorzurechnen, dass die Ausbildung den Inhaber etwa einen voll ausgestatteten Mittelklassewagen kostet und sie nicht als ‚billige Arbeitssklaven‘ angestellt sind“, so Krebs. Mit dieser Perspektive gingen viele Jugendliche anders an den Ausbildungsstart heran.

All dies weiß Mirko P. Krebs nicht nur vom Hörensagen. Denn neben den ehrenamtlichen Mentoren Bryan Treberg (stellvertretender Ausbildungsbeauftragter) und Sinah Schmitt (Ausbildungsleiterin bei Elektro Ehinger) zählt auch der Innungsgeschäftsführer zum ausrichtenden Team des Seminars. Externe Experten, darunter Vertreter des Hessischen Bildungswerks sowie ein ehemaliger Teilnehmer, ergänzten das Programm der diesjährigen Welcome-Tage.

Die Ausbildungsbetriebe erhalten ein direktes Feedback

Das systematische Feedback-System überzeugt in alle Richtungen: „Wir geben jedem entsendenden Betrieb im Nachgang schriftlich und teilweise auch fernmündlich ein Feedback über dessen neuen Auszubildenden“, so Krebs. Zusätzlich sorgt die neu eingeführte Lernstandserhebung bei den Ausbildern für einen präzisen Überblick, welche Inhalte verinnerlicht wurden und wo noch Nachholbedarf besteht.

Das Interesse der Betriebe ist groß: „Teilweise warten die Betriebe schon regelrecht auf unser Feedback und fragen aktiv nach“, berichtet der Geschäftsführer. Die steigenden Teilnehmerzahlen sprechen für die Akzeptanz des Konzepts. Auch die Innung selbst erhält positive Rückmeldungen: „Die Betriebe nehmen das Feedback gerne auf und melden uns oftmals zurück, dass sie ein ähnliches Gefühl hatten und bedanken sich für die Unterstützung“.

Die Auszubildenden werden auch auf anderen Wegen gefördert

Die Welcome-Tage sind eingebettet in eine größere Ausbildungsoffensive der Innung, die den gesamten Weg vom ersten Kontakt mit potenziellen Auszubildenden bis zur Gesellenprüfung begleitet. „Ziel ist es, Betriebe und die Fachkräfte von morgen vom Zeitpunkt der ersten Ansprache bis zur Übergabe des Gesellenbriefes zu unterstützen“, erläutert Krebs das ganzheitliche Konzept.

Dafür nahm die Innung 2025 bereits an zwölf Berufsmessen teil. Hinzu kommen

  • Kooperationen mit Ausbildungsvermittlungen,
  • Schulungen für Mitarbeiter der Agentur für Arbeit sowie
  • die Organisation von Prüfungen und Freisprechungsfeiern.

Zudem zeigt die Innung gerne, wie man bei besonderen Herausforderungen kreativ um die Ecke blicken kann: Selbst während des Corona-Lockdowns organisierte man eine Freisprechungsfeier mit 250 Gästen in einem Autokino. Die Ansprachen wurden dabei auf einer zur Bühne umgebauten LKW-Ladefläche gehalten. Ebenfalls nicht alltäglich ist das als Talentförderung konzipierte Austauschprogramm mit der E-Innung Westeifel. Darin soll die Kooperation zwischen Metropolregion und ländlichem Umfeld den fachlichen wie sozialen Horizont der Azubis erweitern.

Prädikat: vorbildlich!

Das erfolgreiche Konzept hat bereits erste Nachahmer: Die KFZ-Innung Rhein-Main hat die Welcome-Tage übernommen, zwei größere Ausbildungsbetriebe bieten das Konzept „Inhouse“ an. „Die E-Innung Frankfurt steht bereit, anderen Innungen das Konzept darzustellen und ggf. auch bei der Durchführung mitzuwirken“, betont Krebs. Denn: „Die Welcome Tage spielen eine Rolle, obgleich sie nur eine von vielen Maßnahmen sind, die im Gesamtkonzept wirken. Wir möchten damit die Betriebe motivieren, die Ausbildungsquote hochzuhalten“.

Neuer Rekord für 2025

Mit 21 teilnehmenden Neu-Azubis verzeichneten die Welcome-Tage in diesem Jahr einen neuen Rekord.

Lernen von den Ehemaligen

Leo Joan Babot Müller, links neben Mentor und Ausbilder Bryan Treberg, ist Azubi bei Hans&Uwe Köhler GmbH und war zuvor bereits Teilnehmer des Seminars. Er berichtet aus seiner Erfahrung gegenüber den neuen Teilnehmern, wie die Ausbildung abläuft und warum die Welcome-Tage so wichtig sind.


„Es ist schön zu sehen, dass die jungen Menschen das Seminar mit mehr Motivation und eigener Zielsetzung verlassen, als sie es betreten haben", sagt Sinah Schmitt, Ausbilderin bei Elektro Ehinger und ebenfalls bei den Welcome-Tagen.


„Die Welcome-Tage spielen eine Rolle, obgleich sie nur eine von vielen Maßnahmen sind, die im Gesamtkonzept wirken. Wir freuen uns, wenn andere Innung dies auch erkennen und dieses erfolgreiche Konzept übernehmen“, so Andreas Heinzelmann, Ausbildungsbeauftragter und "Co-Founder“ der Welcome-Tage.

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