Technik unterstützt. Der Schlüssel sind kreative Köpfe.

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Smart City: „Technik unterstützt. Der Schlüssel sind kreative Köpfe.“

Frankfurt am Main, 10.03.2022: Jeder weiß um die wahrscheinlich größten Herausforderungen der Zukunft: Umwelt- und Klimaschutz stehen nicht nur in der Weltpolitik, sondern auch kommunal ganz weit oben auf der To-do-Liste. Im Interview mit der Frankfurter Neuen Presse (FNP) zeichnet Diana Rauhut in ihrer Rolle als Mainova-Vorständin den Weg in die Smart City vor. Quintessenz daraus: Es geht nicht um Verzicht, sondern um Optimierung.

Bereits der Begriff „Smart City“ lässt erkennen, dass die Zukunft zwar anders, im Vergleich zur Gegenwart aber nicht minder komfortabel sein wird. Rauhut formuliert es so: „Es geht im Kern darum, eine Stadt vernetzter, nachhaltiger und lebenswerter zu machen.“ All diese Punkte sind breiter gesellschaftlicher Konsens, wenngleich sich die Details ganz individuell bewerten lassen.

Die immer notwendige Infrastruktur ist das Netzwerk LoRaWAN (Long Range Wide Area Network), das sich ähnlich wie das heimische WLAN über die ganze Stadt erstreckt. Für die einzelnen Funkantennen ist nicht einmal ein Stromanschluss erforderlich: „Weil die Sensoren nur sehr kleine Datenpakete schicken, ist der Stromverbrauch extrem niedrig. Die Batterien halten bis zu zehn Jahre.“

Aber wofür genau dient dieses LoRaWAN?

Sicher wird es sich nicht vollständig verhindern lassen, dass Verschwörungstheoretiker auch hier Alarm schlagen. Diana Rauhut weiß natürlich, worum es wirklich geht. „Zusammen mit der VGF testen wir zum Beispiel in der Schwarzwaldstraße Parkplatzsensoren, die verhindern sollen, dass Autos zu nahe an den Schienen parken und so die Straßenbahn blockieren. Mit dem Grünflächenamt ergründen wir, ob eine Parkbank mit automatischem Bewässerungssystem für Stadtbäume sinnvoll ist.“

Und weiter: „Bei einer Zusammenarbeit mit der Immobilienwirtschaft geht es darum, dass Sensoren im Heizkeller prüfen, ob die Anlage richtig läuft, sodass Störungen schon behoben werden können, bevor sie Auswirkungen auf die Mieter haben. Wir messen die Bodentemperatur, um künftig die Entscheidung zu erleichtern, ob sich ein Streufahrzeug auf den Weg machen sollte. Wir prüfen in einem Teich, ob sich die Technik für Pegelstandmessungen eignet, um so möglicherweise vor Hochwasser warnen zu können. Und es gibt noch viel mehr.“

Wie smart ist die Welt eigentlich?

Für die Antwort auf diese Frage kommt es immer ganz auf die Perspektive an. Auswüchse wie in chinesischen Metropolen, die eine Art LoRaWAN zwar auch für Bewässerung und Stauvermeidung, vorrangig jedoch zur lückenlosen Überwachung der Menschen einsetzen, lassen sich mit deutschem Recht glücklicherweise nicht vereinbaren. Allerdings lohnt sich ein Blick nach Südkorea. Dort hat man mit Songdo, einem Business-Viertel der Hauptstadt Seoul, eine Art Blaupause der Smart City geschaffen. Songdo kommt mit einem Drittel weniger Emissionen aus als vergleichbare Städte. Besonders stolz ist man in Songdo auf das so smarte wie innovative System der Müllabfuhr. Hierfür hat man eine Art Rohrpost ersonnen, sodass man auf die orangenen Lastwagen verzichten kann.

Ob vergleichbare Systeme irgendwann auch hierzulande ganz normal sind, lässt sich noch nicht absehen. Doch auch in Deutschland herrscht eine rege Aufbruchsstimmung, insbesondere in der Start-up-Szene. Diana Rauhut über die smarten Entwicklungen im Frankfurter Raum: „Die meisten Teammitglieder kommen aus der Start-up-Szene, die etwas anders funktioniert als ein klassisches Unternehmen. Da geht es vielmehr um Anerkennung, Wertschätzung und Gestaltungsfreiräume. Es war sehr spannend, zu erleben, wie die Start-up-Gruppe auf diejenigen Mitarbeitenden traf, die Dinge immer schon so gemacht haben.“

In Frankfurt ist noch Potenzial

Man muss es klar benennen: Frankfurt am Main liegt in einem Vergleich des Digitalverbandes Bitkom auf Rang 22, also irgendwo im Mittelfeld. Das erkennt auch Diana Rauhut an. Die Frage, ob der bisher von Mainova in die Smart City investierte einstellige Millionenbetrag viel oder wenig sei, beantwortet sie dementsprechend ehrlich: „Für Frankfurt und als Basis für so viele Anwendungen ist es erst einmal überschaubar. Aber mit dem Aufbau der Infrastruktur sind wir in Vorleistung gegangen, weil wir das als Investition in ein ganz neues Geschäftsfeld sehen. Und damit bekennen wir uns deutlich zu diesem Thema und zur Stadt Frankfurt.“

Durch das bereits in Betrieb genommene LoRaWAN ist die Infrastruktur vorhanden und wird zahlreiche smarte Ideen beflügeln. Diana Rauhut ist ihr Tatendrang anzumerken. Sie hat noch viel vor, um die Mainmetropole zu einer immer smarteren City werden zu lassen. Welches Problem sie persönlich unbedingt lösen möchte? „Ich würde gerne ein ganzes Quartier mit allen neuen smarten Anwendungen digitalisieren. Diese helfen dann dabei, die Klimaziele zum Beispiel in Frankfurt zu erreichen.“

 

Alle Beiträge im Überblick:

Beitrag 1: Smart City Frankfurt

Beitrag 2: Technik unterstützt. Der Schlüssel sind kreative Köpfe. (dieser Beitrag)

Das Original-Interview von Diana Rauhut finden Sie hier