Frankfurt zählt zu den wirtschaftlich stärksten Regionen Deutschlands. Das zeigt sich nicht nur an den monetären Umsatzzahlen, sondern ist auch an den CO₂-Emissionen erkennbar. Beim anstehenden Transformationsprozess unterstützt das Programm „Klimaschutz für Frankfurter Unternehmen“ kraftvoll die Wirtschaft. Wir haben mit Frankfurts Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst über den aktuellen Stand und künftige Erwartungen gesprochen.
Ein Blick in die fernere Vergangenheit lässt aktiven Klimaschutz als eine teure Sisyphusarbeit erscheinen. Daher ist es wenig verwunderlich, wenn die verpflichtende Transformation zu einer treibhausgasneutralen Wirtschaft nicht überall auf Gegenliebe stößt. Doch seit einigen Jahren erweisen sich klimafreundliche Veränderungen auch aus kommerzieller Sicht als echte Erfolgsmodelle. Getragen von diesem Schwung möchte die Stadt Frankfurt den hiesigen Unternehmen mit Rat und Tat, aber auch finanziell unter die Arme greifen. Erfahrungen aus dem Gewerbegebiet Fechenheim-Nord/Seckbach spielen dabei eine wesentliche Rolle, denn dort kooperieren Stadt und Gewerbe bereits seit einigen Jahren im Sinne von Nachhaltigkeit und Klimaschutz.
„Kooperation“ lautet die Devise
Natürlich macht sich Stephanie Wüst keine Illusionen: „Unternehmen und kleine Betriebe haben oft das Problem, dass sie die Stadt und den Staat als eingreifend und regulierend wahrnehmen. Auch die Stadt Frankfurt hat zahlreiche Verordnungen, die Investitionen – auch nachhaltige – erschweren.“ Gerade deshalb setzt man auf kommunaler Seite nicht auf Konfrontation, sondern auf Kooperation. Denn: „Für die Wirtschaft ist es wichtig, dass sie in Frankfurt wachsen kann. Dafür müssen wir Überregulierung abschaffen, neue Technologien in die Stadt holen und Fortschritt ermöglichen.“
In diesem Sinne ist bereits die Initiative selbst eine Kooperation, in der viel Know-how aus unterschiedlichen Richtungen zusammenfließt: Beteiligte Projektpartner sind die LandesEnergieAgentur Hessen GmbH (LEA Hessen), die Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main (IHK), die Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main (HWK) und das RKW Hessen GmbH. Zudem ist die Frankfurter Goethe-Universität wissenschaftlich eingebunden. Auch die Wirtschaft ist von Beginn an beteiligt: „Wir müssen wissen, was gerade passiert und was die Unternehmen – auch branchenübergreifend – beschäftigt, Investitionen fördert oder hemmt.“, so die Wirtschaftsdezernentin.
Wie sieht die Unterstützung konkret aus?
Frau Wüst zeigt sich stolz auf die Innovationskraft der lokalen Wirtschaft: „Frankfurt hat zahlreiche Unternehmen, die in vielen Bereichen Vorreiter sind; insbesondere bei innovativen Ansätzen profitieren wir von der Internationalität, der Dichte und der Branchenvielfalt sowie der Exzellenz der Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen am Standort. Als Stadt wollen wir Investitionen in den Standort ermöglichen und gleichzeitig die Infrastruktur so zu gestalten, dass nachhaltig Wachstum möglich ist. Auch im Bereich der Energie- und Treibhausgasreduktion werden Unternehmer erfinderisch und finden oft bessere Lösungen, als der Staat durch Regularien und Verordnungen vorgibt. Zudem stellt sich die Wirtschaftsförderung im Bereich der Kreislaufwirtschaft neu auf, um die Infrastruktur zukunftsfähig weiterzuentwickeln und einen effizienten Umgang mit Ressourcen zu ermöglichen.“
Die Dezernentin ist also guter Dinge, dass ein Großteil der Schubkraft bereits in den Unternehmen selbst entsteht. Vonseiten der Wirtschaftsförderung und des Klimareferats bringt man neben finanziellen Förderprogrammen ein umfassendes, optional begleitendes Beratungsangebot mit ein. Außerdem finden die Unternehmen über die Initiative direkte Ansprechpartner und einfacheren Zugang zu fachlicher Expertise. Wenn branchenübergreifende Lösungen gebraucht werden, bietet man sich auch als Knoten für das notwendige Networking an. Im Gewerbegebiet Nieder-Eschbach hat sich bereits gezeigt, dass räumliche Nähe nicht nur eine Zusammenarbeit begünstigt, sondern auch für eine breite Sichtbarkeit sorgt. Nach diesem Vorbild sollen insgesamt zehn dieser Cluster bespielt werden.
Wie erfolgreich ist „Klimaschutz für Frankfurter Unternehmen“ gestartet?
Zwar weiß man, dass beteiligte Unternehmen ihre Emissionen bereits senken konnten. Indes: „Hinsichtlich der Erfolgsmessung – insbesondere der Reduktion von CO₂-Emissionen – liegen noch keine umfassenden Daten vor.“ Bereits in naher Zukunft soll vor allem die wissenschaftliche Evaluation durch die Goethe-Universität aber konkrete und umfassende Daten liefern. Dies schafft einen zusätzlichen Ansporn für Unternehmen, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Damit wird die Initiative, aber auch jedes beteiligte Unternehmen, zu einem Vorbild in Sachen Klimaschutz – in Frankfurt und weit über die Stadtgrenzen hinaus.